Praxis: Warum Sprinten wir?

Scrum kennt den Sprint als zentrales Element: “Sprints sind der Herzschlag von Scrum, wo Ideen in Wert umgewandelt werden.”: Aber Wie? Und was macht den Sprint so besonders?

Wie funktioniert der Sprint?

Ein Sprint

  • ist so lang wie der Vorherige. Die Sprints sind also von gleichbleibender Länge.
  • ist maximal einen Monat lang, also ggf. kürzer.
  • startet direkt nach dem vorherigen, also ohne Zwischenräume: Alles passiert im Sprint.
  • kann abgebrochen werden, wenn das Sprint-Ziel nichtmehr erreichbar ist.
  • folgt bestimmten Regeln:
    • Innerhalb des Sprint darf nichts verändert (hinzugenommen/geändert/herausgenommen/…) werden, das das Sprint-Ziel gefährdet.
    • Die Qualität darf nicht abnehmen.
      Konkret dürfen wir also, auch wenn es zum Ende des Sprint mal hektisch wird, nicht auf Code-Reviews, Tests, etc. verzichten.
    • Die Sprint-Inhalte werden präzisiert und verfeinert (refined), wenn notwendig.
      Es muss also nicht jedes Detail im Planning vordefiniert sein. Ja es sollten sogar während des Sprint neue Fragen oder Ideen entstehen.
    • Bei neuen Erkenntnissen kann der Inhalt bzw. Umfang (Scope) des Sprint mit dem Product Owner aktualisiert werden.
      Bspw. könnten wir erkennen, dass etwas geplantes bereits in der Software in ähnlicher Form vorhanden ist, wir es also nicht mehr umsetzen müssen.


Warum Sprint?
Kurz gesagt geht es um die Vermeidung des Planungfehlschlusses.

  • Regelmäßig
    Wie unser Herzschlag ist der Sprint regelmäßig und vorhersehbar: Immer gleich lang und aufeinander folgend. Inhaltlich immer von gleicher Struktur: Planning, Dailies, Review, Retrospektive.
    • Fokus auf Sprint-Inhalte
      Dank dieser Regelmäßigkeit können wir uns auf die Inhalte, die Wertschöpfung (Anwendernutzen), fokussieren ohne uns Gedanken um den Prozess bzw. die Abläufe machen zu müssen.
    • Mentale Entlastung
      Diese Möglichkeit zu fokussieren reduziert die Komplexität und damit die mentale Belastung (mental load) jeder und jedes Beteiligten.
    • Lernen aus Vergangenem
      Auch erleichtert uns diese Regelmäßigkeit die Weiterverwendung unserer Erkenntnisse für die Zukunft aufgrund fester Rahmenparameter, insbesondere des festen Betrachtungszeitraums.
      Mit diesen Erkenntnissen ist es uns bspw. möglich aus dem im Sprint Erreichten zu entscheiden, wieviel wir uns für den folgenden Sprint vornehmen (nachhaltiges Tempo).
  • Fokus auf Sprint-Ziel
    Über den beschriebenen Fokus auf die Inhalte, üblicherweise Stories, ermöglicht uns das Sprint-Ziel einen besonderen Fokus auf den oder die wichtigsten Sprint-Inhalte.
    Dies gibt uns bspw. die Flexibilität zu entscheiden welche Sprint-Inhalte wichtig sind und welche entfallen können: Wir müssen also nicht stumpf alle Stories umsetzen, sondern können im Sprint neu entscheiden. Zu den weiteren Vorteilen des Sprint-Ziels siehe: Praxis: Ist das ein gutes Sprint-Ziel?
  • Überschaubar, dadurch planbar
    Die maximale zeitliche Dauer von einem Monat oder weniger macht eine Planung überhaupt erst möglich: Dies reduziert den Rahmen, in dem Zeit, Kosten und Risiken unterschätzt werden können. Eine Planung über längere Zeiträume hat sich in der Praxis als zu fehleranfällig bewiesen (s. auch “Praxis: Sprints vorausplanen“)


Was ist ein Sprint nicht?

  • Ein Wettrennen
    Der Begriff Sprint ist riskant, weil er Rennen, also schnelle Abarbeitung von Aufgaben impliziert. Allerdings bringt der Sprint kein Tool mit, das es uns ermöglicht schneller zu tippen. Allenfalls die Zeit-Ersparnis durch den klaren Prozess begünstigt Schnelligkeit.
    Das Haupt-Augenmerk des Sprint liegt jedoch darauf, das Richtige richtig zu tun:
    • Das Richtige ist das, was der Kunde braucht – was nicht unbedingt das ist, was der Kunde zu brauche glaubt (“Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.”, Henry Ford) und
    • richtig bedeutet: Inkrementell, in gleichbleibender Qualität und möglichst direktem und regelmäßigem Austausch mit dem oder den Kunden: Frei nach Henrik Knibergs Skateboard-zu-Auto-Bild:

Letztlich sind wir dann besser (und wirken evtl. “schneller”), indem wir bspw. vieles nicht tun (“Nein” sagen), weil wir nur das Wichtigste tun und danach Feedback holen: Wir tun also nichts unnötiges (was wir später mitschleppen, um- oder zurückbauen müssen) und keine technischen Schulden aufbauen, die im Nachhinein schwer aufzudecken sind (verlorenes Wissen um die Fehler-Entstehung, Fehler-Überdeckung, etc.).

  • Eine statische Story-Box
    Da sich das Versprechen (committment) des Teams auf das Sprint-Ziel bezieht sind die Sprint-Inhalte keinesfalls statisch: Sie können und sollten verändert werden, wenn erforderlich. Insbesondere wenn zur Erreichung des Sprintziels notwendig.

Feedback
Wenn ihr Anmerkungen, Ideen, Vorschläge oder anderes Feedback zu diesem Artikel habt schreibt mir gern eine Mail an Feedback[at]scrummastersmind.com

Quellen: